Die ungewohnten MIL Logikgatter-Symbole erklärt . . .

RudiS

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Da man immer mal wieder darauf trifft, habe ich mich entschieden, einen kurzen Beitrag darüber zu schreiben.
Es geht um das Negationssymbol, ein Kreis (engl meist bubble genannt) am Eingang von Logikgattern.

Hinweis: zum Vergrössern der Abbildung auf das Bild klicken!
01__negL_input_AND.png
Zurück gehen diese Symbole anscheinend auf eine Norm beim amerikanischen (und später auch beim japanischen) Militär,
weswegen diese Symbole mitunter auch als MIL-Symbole bezeichnet werden, zumindest hier in Japan.

Im Zusammenhang damit fallen oft die Begriffe positive und negative Logik.
Einfachstes Beispiel für rein positive Logik ist der digitale Puffer (engl. buffer): was reinkommt, kommt auch unverändert wieder raus: Y = A.
Ist der Eingang LOW, ist auch der Ausgang LOW. Anders beim Inverter, NOT-Gate: ist der Eingang LOW, dann ist der Ausgang HIGH.
Diese Inversion (Umkehrung bzw. Negation) kennzeichnet man durch das Kreissymbol am Ausgang des Inverters.
Hier liegt eine gemischte Logik vor, positiv am Eingang, negativ am Ausgang.

Es gibt ausserdem die Konvention, dass man nur Eingänge und Ausgänge gleicher Logik miteinander verbindet.
Das soll helfen, den Betriebszustand der Schaltung intuitiv zu erfassen. Beispiel:

02__NAND+inv.BUF.png
Der Ausgang des NANDs wie auch der Eingang des invertierenden Puffers sind negative Logik.
Sind A und B LOW, so ist auch der Ausgang Y LOW, sind A und B HIGH, ist auch Y HIGH.

Man muss aber beim Zusammenschalten auch die Wahrheitstabellen im Auge behalten. So ist etwa ein AND-Gatter,
dessen Eingänge negiert sind, nicht – wie man vielleicht meinen könnte – ein NAND, sondern es entspricht einem NOR-Gatter,
wie man beim aufmerksamen Betrachten der nachfolgenden Grafiken leicht erkennen wird.

03__posL-in__negL-out.png
04__negL-in__posL-out.png

Das einzige Gatter, bei dem sich kein Unterschied einstellt, ist der Inverter. Das AND-Gatter mit invertierten Eingängen ergibt ein NOR,
und das OR-Gatter mit invertierten Eingängen resultiert in einem NAND-Gatter.

Diese Zusammenhänge lassen sich auch experimentell in der Simulation bestätigen, siehe dazu die nachfolgenden Screenshots.

05__NOR = inv.AND - test__schema.png
06__NOR = inv.AND - test__Plot.png

Alle notwendigen Dateien befinden sich wie immer im Archiv.

RudiS

P.S.: Ich habe mal zum Experimentieren ein invert-AND (Symbol und Subcircuit) zusätzlich angehängt. Man kann z.B. in der beigefügten .asc-Datei das NOR durch dieses inv_AND ersetzen.
Wenn ich Zeit habe, werde ich alle anderen MIL-Gatter basteln.

inv_AND-test_schema.png

inv_AND-test_Plot.png
 

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  • die ungewohnten MIL Logikgatter-Symbole erklärt . . ..pdf
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  • MIL-Symbole.zip
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  • inv_AND.asy
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  • inv_AND.sub
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Zuletzt bearbeitet:
Vollständiges Set der MIL Logikgatter Symbole
Nachdem ich einmal damit angefangen hatte, wollte ich die ganze Sache nicht auf die lange Bank schieben.
Hier ist es nun, das komplette Set:

01__MIL symbols complete set.png
Wie aus der Tabelle ersichtlich, stehen auf der linken Seite die Logikgatter in ihrer normalen, bekannten Form (positive Logik am Eingang).
Auf der rechten Seite findet man die MIL Symbole einschliesslich ihrer Benennung.

Ich habe einige Zeit überlegt, wie ich die MIL-Symbole benennen und unter welchem Namen ich sie abspeichern soll.
Das Problem: Symbol (.asy) und zugehöriger Subcircuit (.sub) müssen den gleichen Namen haben, der zudem beim Symbol eingetragen ist und damit festliegt.

Auf der anderen Seite ist das invert.OR "MIL11" zwar ein anderes Symbol, aber mit dem NAND CD4011 funktionell vollkommen identisch.
Diese Identität habe ich versucht, im Symbol, d.h. grafisch, durch die Beschriftung "MIL11" auszudrücken:
MIL steht für das neue Symbol mit negativer Logik am Eingang, die Zahl "11" für die funktionale Identität mit dem CD4011.

"MIL11" als Dateiname für asy-Datei und Subcircuit schien mir nicht verständlich genug, daher findet man das Symbol in der Dateiliste unter "inv.OR.asy",
den zugehörigen Subcircuit unter "inv.OR.sub". Denn wenn man einen Schaltplan, in dem solche Symbole verwendet werden, mit LTspice simulieren möchte,
kann man vom Symbol her das inv.OR leicht erkennen, besser als MIL11, wo man sich nach einiger Zeit möglicherweise gar nicht mehr daran erinnert,
was für ein Symbol das war.

Alle Symbole, Subcircuits und rudimentäre Testschaltungen sind im Archiv.
Um ein einheitliches Schaltbild zu bekommen, sind natürlich alle "normalen" Gatter der linken Seite ebenfalls enthalten.


RudiS

P.S.: Es befinden sich keine Erläuterungen im Archiv, daher falls nötig bitte obigen Text selber kopieren und abspeichern.
 

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  • MIL II.zip
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